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Predigt von Herrn Domkapitular Heinrich zur Beerdigung von Pfarrer
Georg Guggemos am 04.09.2025
Lesung: Jes 43,1-3/Evangelium: Joh 20,1-16
Liebe Familie Guggemos, liebe Angehörige, liebe Frau Müller, meine lieben
Mitbrüder – liebe Trauergemeinde!
„Herr, lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss und mein
Leben ein Ziel hat und ich davon muss.“ So ziemlich drastisch im
deutschen Requiem von Johannes Brahms. Wahr ist dieses Wort, aber auch
so schwer. Dass zu akzeptieren. Dass es gilt für uns alle. Dass wir endlich
sind - wir alle ohne Ausnahme einmal nicht mehr sein werden. Auch wir
Priester. Natürlich. Aber, warum jetzt schon?
Gerade mal 60 Jahre alt ist Georg Guggemos geworden. Geboren am
08.01.1965 hier in Seeg als der zweitjüngste von sieben Geschwistern. Er
wuchs in einer gläub
igen Familie auf und hatte schon als Kind den Wunsch, Priester zu werden.
Nach der Schule absolvierte er seinen Militärdienst. Im Alter von 27 Jahren
wurde er 1992 durch Bischof Josef Stimpfle zum Priester geweiht. Seine erste
Kaplansstelle – die Stadtpredigerstelle - trat er in Aichach an. Vier Jahre
wirkte er dann als Regionaljugendseelsorger der Region Kempten und
zugleich als Pfarradministrator in Schöllang. Anschließend übertrug ihm der
Bischof die Leitung der PG Gundelfingen, die er wiederum bis 2005
innehatte. Als Militärpfarrer tat er anschließend sechs Jahre seinen Dienst im
Fliegerhorst Penzing.
2011 übernahm er als Pfarrer die PG Rennertshofen/Urdonautal. Dort feierte
er im Jahr 2017 auch sein Silbernes Priesterjubiläum. Bei der Predigt damals
aus diesem Anlass sagte Weihbischof Wörner: „Lieber Mitbruder und
Freund. Priester zu werden, ist eine Gnade und ein Geschenk Gottes. Ich
freue mich von Herzen und danke Gott, dass er uns in dir einen Priester
geschenkt hat, der sich seit 25 Jahren mit Gewissenhaftigkeit und Freude für
das Seelenheil seiner Gemeindemitglieder hineinkniet.“
Im Jahr 2022 übertrug ihm dann unser Bischof die Leitung der PG „Am
Forggensee“. Wo er sehr gerne war und die Menschen ihn gern hatten!
Ja, er hat sich immer auch „hineingekniet“ war ganz da, präsent, in dem was
er tat und er wurde v.a auch für seine „Weltzugewandte“, „menschliche“ Art
sehr geschätzt. Er hat beides verbunden – er war Geistlicher natürlich, aber
immer auch den Menschen nah. Er war ein begeisterter Fan des FC Bayern
München. Und da fand er immer andere Begeisterte, gerade auch junge
Menschen, die diese Liebe zum Fußball, zum FC Bayern mit ihm teilten. Ja,
und es war in dieser schwierigen Zeit der Krankheit für ihn eine besondere
Freude eine Genesungskarte „seines“ Vereins zu bekommen und auch einen
Fan-Schal dazu. Deshalb liegt dieser Schal nachher auch auf seinem Sarg.
Und nun wurde er am vergangenen Sonntag aus unserer Mitte genommen.
Wie nun reagieren wir auf diese so unabänderliche Tatsache des Lebens?
Lässt der Blick auf die Ewigkeit bei Gott genug Raum für die Trauer? Ehrlich
gesagt: Ich mag es nicht, wenn Religion so tut, als hätte sie auf alles gleich
eine Antwort. Antworten wischen Fragen weg. Und diese Fragen stellen sich
ja auch im Blick auf das Sterben von Georg Guggemos. Seine letzten Monate
waren auch ein Kreuzweg. Er hatte furchtbare Schmerzen, er musste leiden.
Das kann man nicht einfach wegwischen oder fromm verklären. Das war
schlimm! Vor gerade mal einem Jahr diese furchtbare Diagnose. Dann
Hoen und Bangen. Ein auf und ab - und er hat lange wirklich gehot. Und
dann doch die bittere Nachricht: Es gibt keine Honung, keine Heilung mehr
für ihn.
Und dennoch schate er es und das war ihm sehr wichtig, einen Tag vor
seinem Tod, einen von ihm geplanten Ausflug mit der PG Am Forggensee ins
Urdonautal mitzumachen. Und diese letzte Andacht in der Spindeltalkirche
am 30. August mit ihm, wird ihnen, die dabei waren, wohl in eindrücklicher
Erinnerung bleiben. Ein Abschied. Mit letzter Kraft war er dabei.
Und das gilt für diese letzten Monate nun ganz besonders: Gott sei Dank war
er nicht allein. Sie, liebe Frau Müller, waren immer an seiner Seite, bis zuletzt,
waren Sie ihm Stütze und Halt! Danke – Vergelts Gott dafür!
Selbstverständlich ist das nicht. Am 31. August ist er dann zuhause
gestorben. Jetzt auch erlöst von Leid und Schmerz.
Auch die Honung kann und soll die Trauer nicht wegwischen. Die Trauer um
den Verlust eines guten, beliebten Seelsorgers und Pfarrers. Um den Bruder
und Onkel. Um einen Freund und Wegbegleiter. Aber auch andersrum: der
Blick auf die Ewigkeit – wird er durch die Trauer verstellt? Steht die Trauer der
Honung nur im Weg? Trauer und Abschied, Ausblick und zarte Honung.
Kein entweder-oder. Nicht für uns! Rainer Maria Rilke hat ein Gedicht
geschrieben, das ein Gefühl angesichts des Todes ganz gut erfasst, er nennt
es Schlussstück:
Der Tod ist groß.
Wir sind die Seinen,
lachenden Munds.
Wenn wir uns mitten im Leben meinen,
wagt er zu weinen
mitten in uns.
Als Schlussstück ist dieses Gedicht vielleicht so etwas wie eine Summe
unter dem menschlichen Leben. Ich bin mir trotzdem nicht sicher, ob ich
diese Rechnung wirklich teile. Klar, es stimmt, der Tod ist mir gewiss, und
meistens vergessen wir das. Ob ich lache, ob ich feiere, ob Menschen lieben,
es ist wahr, der Tod ist unglaublich nahe, immer präsent, eben weil ich lebe.
Aber der Satz am Anfang: Wir sind die Seinen? Nein! Ich will nicht dem Tod
gehören. Ich weiß: der Tod wartet am Ende auch auf mich – und wann das
sein wird, ist oen... Aber: Noch gehören wir dem Leben. Und der Tod ist für
mich kein Schlussstrich.
Und deshalb hat es seine Bedeutung, wenn jetzt in diesem Gottesdienst und
bei der Beerdigung heute, übrigens auch bei vielen anderen Gelegenheiten –
der Name genannt wird: Wir gedenken der Toten ja nicht als Tote. Wenn ich
an meine Oma denke, dann sehe ich sie ja nicht als Verstorbene, sondern ich
sehe sie, wie sie mit mir, ihrem Enkel Marmelade gemacht hat. Ich sehe
meinen Papa, wie er am Küchentisch sitzt und sein Kreuzworträtsel löst.
Welches Bild haben sie vor Augen, wenn sie an Georg Guggemos denken –
sich erinnern? Wenn wir also die Namen der Toten in unseren
Gottesdiensten nennen, ist schon dies ein Widerspruch gegen den Tod, denn
mit dem Namen werden Erinnerungen geweckt. Erinnerungen an das Leben.
Der Name ist kein Zufall. Mit den Namen rufen wir unseren Verstorbenen
hinterher und wir aktivieren auf rätselhafte Weise die Beziehung, die mit
diesem Namen verbunden ist. Am Dornbusch ruft Gott seinen ersten
Propheten: "Mose, Mose". Und der antwortet: "Hier bin ich". Die Beziehung ist
schon hergestellt. Im Garten Gethsemane ruft Jesus seine Jüngerin: "Maria!"
Und die dreht sich um und antwortet: "Rabbuni", das heißt mein Meister. Die
Beziehung von Person zu Person, im Namen findet sie ihren kürzesten
Ausdruck. Wenn wir den Namen sagen, dann sprechen wir diesen
bestimmten Menschen an, und mit ihm die gemeinsamen Erlebnisse, das
Lachen und Weinen. Der Name verweist also immer auch über den
einzelnen Menschen hinaus, weit hinein in das Geflecht des Lebens. „Jetzt
aber - so spricht der HERR, / der dich erschaen hat, Jakob, / und der
dich geformt hat, Israel: Fürchte dich nicht, denn ich habe dich
ausgelöst, / ich habe dich beim Namen gerufen, du gehörst mir!“
(Jesaja 43,1)
Gott ruft Menschen beim Namen, er bindet sie damit in seine Liebe ein und
zieht sie aus dem Verderben. Und wir glauben, dass Berufung auch ein
solches Geschehen ist. Dass Georg einem Ruf gefolgt ist. Dem Ruf Jesu, der
ihn beim Namen gerufen hat: Komm und folge mir nach. So hat er 1992 bei
seiner Priesterweihe sein Ja-Wort gegeben. Ich bin bereit! Und er hat 33 Jahre
lang treu seinen priesterlichen Dienst getan. Getreu seinem Primizspruch:
„Ich diene der Kirche durch das Amt, das Gott mir übertragen hat…“ (Kol
1,25)
Beim Namen rufen. So rufen wir unsere Lieben beim Namen und ziehen sie
aus dem Vergessen. Auch wenn sie nicht mehr da sind. In unseren Herzen
bewegen wir ihre Namen. "Ich habe dich bei deinem Namen gerufen; du
bist mein!"
Und doch: Jeder Tod beendet abrupt, was vorher war. Jeder Tod hinterlässt
unfertige Bruchstücke, da bleiben oene Fäden… auch beim Tod eines
Pfarrers.
Und: Im Himmel, begegnen wir wieder unseren Lieben. Was heißt das dann?
Im Himmel sind wir immer noch wir selbst und wir können die Gegenwart
Gottes erleben. Eigentlich kann ich mir einen Himmel, in dem ich immer
noch an meine kleine Person gebunden bin, nicht vorstellen. Einen Himmel,
in dem ich nicht mehr ich bin, allerdings auch nicht. Ich glaube, dass diese
engen Grenzen, die wir immer wieder eifrig um unsere Person ziehen, im
Himmel keine Rolle mehr spielen werden. Warum soll bei Gott dieses Spiel
um mein Ich noch weiter gehen? Ist es nicht vielleicht so, dass mein Leben
dann wie ein Ton in ein großes Konzert eingehen wird? Jetzt noch bin ich die
Flöte oder die Trompete. Ich bin wichtig - natürlich, hörst du mich? Dann aber
nur noch Ton, nur noch Klang, Gesang. Flöten und Trompeten, Streicher und
Schlagwerk – mit ihrem je eigenen Klang gehen sie auf im großen
himmlischen Gesang. Und unsere Verstorbenen sind schon da, so hoe ich
jedenfalls - schon da – auch der Priester Georg Guggemos.
Und das Problem mit der Zeit löst sich dann auch, hoentlich: Jetzt geht es
um Stunden, Minuten und Tage. Manchmal gibt es sie jetzt schon die
Momente, wo Zeit und Raum wie aufgehoben scheinen. Ich glaube und
hoe, dass Zeit und Raum nur für das irdische Leben wichtig sind. Die
Ewigkeit ist für mich nicht eine lange Zeit, Millionen Jahre und kein Ende,
nein, ich glaube und hoe, bei Gott ist die Zeit einfach aufgehoben. Weil er
uns liebt. Denn die Liebe hebt – oft jetzt schon für Momente zumindest – hebt
Zeit und Raum auf.
Und: Vor dieser Ewigkeit verändern sich meine Tage schon jetzt. Vor dem
Hintergrund des himmlischen Gesangs lerne ich schon heute, meine Solo-
Stimme nicht all zu wichtig zu nehmen. Das gilt nicht zuletzt auch für uns als
Priester. Wie alle anderen, bin auch ich nur ein Tastender, wenn es um die
Ewigkeit geht. Wenn das die Ewigkeit ist, in die wir unsere Verstorbenen
entlassen, dann bin ich voller Honung, dass ihnen alles, was im Leben
mühsam war, abgenommen ist. Wenn das die Ewigkeit ist, wird es mir
trotzdem weh im Herzen, denn ich erlebe ja die Trennung von den lieben
Menschen, die ich vermisse. Es bleibt trotz allem eine Lücke.
Und vielleicht ist es ja auch gut, dass diese Lücke bleibt, wie Dietrich
Bonhoeer sagt: „Es gibt nichts, was uns die Abwesenheit eines uns
lieben Menschen ersetzen kann und man soll das auch gar nicht
versuchen; man muss es einfach aushalten und durchhalten… Aber die
Dankbarkeit verwandelt die Qual der Erinnerung in eine stille Freude.
Man trägt das vergangene Schöne nicht wie einen Stachel, sondern wie
ein kostbares Geschenk in sich.“
Schmerz und Honung, Tod und Ewigkeit. Beides bleibt nebeneinander
bestehen, bis wir alle schließlich in Gott ankommen.
Und: Die Dankbarkeit für einen guten Priester, der sich hineingekniet hat und
so dem Reich Gottes gedient hat. Vergelt´s Gott dafür Georg. Ruhe in
Frieden. Amen.
Trauerrede für Pfarrer Guggemos
Liebe Familie Guggemos und Angehörige,
liebe Frau Müller,
verehrte Trauergemeinde.
Die Pfarreiengemeinschaft am Forggensee nimmt heute schweren Herzens Abschied von ihrem Pfarrer Georg Guggemos.
Am 1. September 2022 trat Pfarrer Guggemos bei uns in der PG seinen Dienst an.
Vom ersten Tag an haben wir alle gemerkt und gespürt, wie gerne er zu uns gekommen ist: in die Nähe seiner Heimat Seeg und somit nah bei seiner Familie.
Er freute sich über unsere Traditionen, die Musik und die Aktivitäten der Vereine in entsprechender Tracht oder Uniform.
Da er selbst ein leidenschaftlicher Sänger war, liebte er besonders den Gesang. Mit seiner sicheren, kräftigen Stimme bereicherte er nicht nur die Gottesdienste: Gerne hat er auch in geselliger Runde ein Lied angestimmt und zum Mitsingen animiert.
Pfarrer Guggemos hatte die große Gabe, auf die Menschen zuzugehen und suchte den Kontakt nicht nur auf dem Kirchplatz.
Er war sehr gesellig und deswegen auch auf vielen Festen und Feiern außerhalb der Kirche ein gern gesehener Gast.
Durch seine Offenheit konnte man mit Pfarrer Guggemos leicht ins Gespräch kommen.
Als Seelsorger war er immer zur Stelle, wenn man ihn brauchte. Sein tiefer Glaube war deutlich zu spüren. Und so waren ihm Gottesdienste und Gebete ein wichtiges Anliegen, das er auch den Gläubigen vermittelte.
In den Grundschulen Halblech und Schwangau unterrichtete er in den 3. Klassen Religion. So hatte er einen sehr guten Kontakt zu den Erst-Kommunionkindern und bereitete sie entsprechend auf Beichte und Kommunion vor.
Kinder, Jugendliche und vor allem Ministranten waren unserem Pfarrer sehr wichtig. Er organisierte Kinobesuche oder Ausflüge. Als FC-Bayern-Fan war eine Fahrt mit den Minis zur Allianz-Arena natürlich ein absolutes „muss“. Auch beim jährlichen Ministranten-Fußball-Turnier war er als Begleiter und „Mini-Fan“ voll dabei.
Regelmäßig besuchte Pfarrer Guggemos die Katholische Kindertagesstätte in Trauchgau. Er genoss mit großer Freude die Feste oder Andachten mit den Kindern.
Leider konnten wir nur eine kurze Zeit mit Pfarrer Guggemos verbringen.
Vor einem Jahr erhielten wir die Nachricht, dass er schwer erkrankt ist. Dies hat uns alle schockiert.
Unsere Pfarrgemeinden waren von da an im regelmäßigen Gebet mit ihm verbunden. Das was ihm und uns sehr wichtig. So konnten wir ihn wenigstens in Gedanken in dieser schweren Zeit begleiten.
Sein Gottvertrauen war für uns alle beeindruckend.
Ein Jahr haben wir alle mit ihm gehofft und gebangt und uns gefreut, wenn er immer mal wieder in einem Gottesdienst oder einer kleinen Feier dabei war.
Pfarrer Guggemos hatte Kampfgeist und eine enorme Willenskraft.
So konnte er am vergangenen Samstag noch mit zu einem Ausflug:
mit dem Frauenbund Bayerniederhofen fuhr er in seine vorherige Wirkungsstätte - zur PG Urdonautal.
Es war sein Herzenswunsch, seine Weggefährten und Freunde noch einmal zu besuchen.
Seit uns am Montagvormittag die Nachricht erreichte, dass Pfarrer Guggemos am Sonntagabend im Pfarrhaus verstorben ist, sind wir alle sehr betroffen und traurig.
Nun gilt es Abschied zu nehmen und ihm für sein unermüdliches Wirken in unserer Pfarreiengemeinschaft Vergelt`s Gott zu sagen.
Wir werden ihn in dankbarer Erinnerung behalten.
Lieber Herr Pfarrer Guggemos:
Mögen Engel Sie zum Paradies begleiten und der Herr Ihnen einen Platz in seinem Reich bereiten.
Mögen Sie in Frieden ruhen!


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